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Tibet 2005 - Trekking zu unbekannten Klöstern

Frank Stegherr
18.06.2005

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Lhasa - 2700m - nach Kathmandu, das wir vor ein paar Stunden verlassen haben wird hier die Luft merklich dünn. Bereitet das bisschen Gehen durch die Altstadt kaum Sorgen so ist spätestens bei der ersten Treppenstufe das Limit erreicht. Nach jeder Stufe heißt es erstmal kräftig durchatmen oder eher nach Luft japsen. Deprimierend die Tibeter die locker und ohne großes Aufsehen an uns vorbeispringen und scheinbar schwerelos das nächste Stockwerk erreichen.

Lhasa - eine Stadt zwischen Moderne und Altertum

Dünn wird dir Luft aber auch im Kloster Jokhang, im Herzen der tibetischen Hauptstadt, die gar nicht mehr so tibetisch ist. Die vielen Chinesen die sich inzwischen hier angesiedelt haben, prägen der Stadt einen Stempel auf der so gar nicht zu ihr passen will. Blau verspiegelte hochmoderne Hochhäuser reihen sich ein in amerikanische Ladenzeilen mit den so typischen Rolltoren hinter denen die schier unerschöpflichen Warenberge feil geboten werden. Warum sich aber ein Metzger an den anderen reihen muss und auch die Lebensmittelgeschäfte oder die Bergausrüster stets die Nähe zu seinesgleichen zu suchen scheinen erschließt sich dem Beobachter nicht.

Auf der Kora
Bild 1. Auf der Kora um den Jokhang
Dieses Bild ist so gar nicht das was der Tourist aus dem Westen erwartet. Nur ein kleiner Rest Altstadt das sich um den Jokhang drängt, lässt erahnen wie Lhasa früher ausgesehen haben muss. Engste, verschachtelte Gassen, die den letzten Rest Orientierung zu nehmen scheinen, Türen und Fenster die jeder Tourist sofort als typisch tibetisch erkennen würde und jede Menge Pilger, Bettler und Marktstände prägen die Altstadt. Die Runde, die sogenannte Kora um das Heiligtum - das Jokhang Kloster - umrunden Hundertschaften an Pilgern so wie sie ihre Gebetsmühlen drehen - stets im Uhrzeigersinn. Jeder, der die falsche Richtung einschlägt ist sofort als ignoranter Chinese oder unwissender Tourist entlarvt neben den paar wenigen Anhängern der Bön Religion.

Und in dieser Richtung geht's auch um die Heiligtümer und durch die Kapellen des Jokhang Palastes. Dabei ist aber nicht viel von Andacht im westlichen Sinn zu spüren. Statt dessen scheint es eher ein Sport zu sein von einer Buddhastatue zum nächsten Boddisatwa und weiter zu kommen. Unzählig viele Pilger quälen sich durch das Kloster und jeder möchte schneller vorankommen als die anderen. Stets mit der brennenden Butterlampe in der Hand um überall flüssige Butter in eine der zahlreichen großen Butterlampen zu gießen als Opfergabe für alle möglichen Zwecke. Spätestens hier fragt sich jeder Tourist wie er jemals das Dickicht an Buddhas, Boddisatwas, Heilgen, Überbleibsel aus den Naturreligionen und was es noch so alles im tibetischen Buddhismus zu entdecken gibt durchdringen soll, genauso wie er sich die im Vergleich eher profane Frage stellt, wie er noch an Luft kommen soll. War es an der frischen Luft noch erträglich, spätestens hier nehmen dem Sauerstoff verwöhnten Touristen die zahllosen Pilger und nicht zuletzt die Butterlampen den letzten Rest.

Religiöse und weltliche Macht

Potala
Bild 2. Der Potala hoch über Lhasa
Atemberaubend ist aber auch der Potala Palast der hoch über der Stadt steht und von Weitem zu sehen ist, vorausgesetzt kein postmoderner chinesischer Büroturm nimmt die Sicht. Atemberaubend sind die vielen Stufen bis zu den verwaisten Gemächern des Dalai Lamas, atemberaubend aber auch die unendlich vielen Räume mit den unzähligen Statuen, den reichen Wandmalereien, feinst gearbeiteten dreidimensionalen Mandalas und etliche reich verzierte, goldene Stupas in denen die sterblichen Überreste der vergangenen Dalai Lamas zur Ruhe gebettet sind. Klar sichtbar ist jedoch auch die zweite Macht der religiösen Führer des tibetischen Buddhismus. Die politische Macht des Dalai Lamas wird durch den Potala deutlich zur Schau gestellt, diese politische Macht die heute so gar nicht zum Gewaltverzicht des 14. Dalai Lamas passen will. Aber zum Glück haben die Chinesen ein Gleichgewicht dazu geschaffen in Form eines betonbewährten gigantomanischen Aufmarschplatzes. Der Dalai Lama hätte seine wahre Freude daran jeden morgen von seinen Privatgemächern aus diesen Platz bewundern zu können.

Disputation
Bild 3. Disputation
Disputation
Bild 4. Disputation
Direkt erholend ist dagegen die Disputation die regelmäßig im Kloster Sera zu bestaunen ist. Unter Schatten spendenden Bäumen umringt von Heerscharen kameraumhängter Touristen diskutieren die jungen Mönche in einer einzigartigen Art und Weise über das soeben gelernte. Dabei müssen ein oder mehrere Mönche die Fragen eines wild gestikulierenden Mönches beantworten. Jede Frage wird durch lautes Klatschen in ihrer Bedeutung unterstrichen, ja verstärkt. Diese Deutlichkeit, diese Autorität mit der die Fragen gestellt werden stehen im krassen Gegensatz zu den gelangweilten Blicken der Befragten, die jederzeit einzuschlafen drohen. Wären da nicht die Touristen der besonderen Art, die unbedingt einen lächelnden Mönch neben sich im Foto haben möchten.

Klima der Extreme

Eine klimatische Bedingung die jeder Tourist als ziemlich belastend empfindet, sollte sich später noch als großer Vorteil herausstellen. Da es die Wolken kaum über den Himalajahauptkamm mit seinen Bergriesen schaffen und statt dessen ihre feuchte Fracht über den ausgesprochen fruchtbaren und satt grünen Hängen Nepals abladen, ist die Natur und vor allem die Luft im tibetischen Hochland extrem trocken. Das Dumme ist jedoch, dass Haut, Fingernägel oder Schleimhäute in kurzer Zeit mindestens genauso trocken werden. Die Konsequenz sind kaum heilende Risse der Haut, abgebrochene oder eingerissene Fingernägel und eine ständig blutige Nase. Daher ist jeder gut beraten viel zu trinken, auch die Herren der Schöpfung sollten vor Creme und Lippenbalsam nicht zurückschrecken und ausreichende Taschentuchvorräte sind schon deswegen ein Muss da die chinesischen indiskutabel sind. Was sich auf den ersten Blick als Argument gegen Tibet darstellt erscheint auf den zweiten Blick in ziemlich anderem Licht.

Guten Morgen
Bild 5. Guten Morgen
Sitzt der Tourist erst im Zelt und hat er die frostige Nacht im Schlafsack einigermaßen überstanden so wartet im besten Fall eine Schüssel voll handwarmen Wasser im Schnee am Morgen auf ihn. Also raus aus dem wärmenden Schlafsack in die frostige Luft hinaus und den Waschlappen geschwungen. Die Minusgrade zwingen jeden die Katzenwäsche so schnell als möglich hinter sich zu bringen und wie gewohnt zum Handtuch zu greifen. Der Campingprofi ist übrigens am schnelltrocknenden Funktionshandtuch zu erkennen. Nur hat selbst dieses Produkt der westlichen High-Tech-Industrie nicht die geringste Chance nass zu werden, die Luft lässt alles innerhalb Sekunden trocknen. Selbst die Wäsche einer Löwenmähne wird damit zum angenehmen Morgenereignis!

Schnee
Bild 6. Schnee hüllt die Landschaft
in ein herrliches Kleid
Der Schnee der meist über Nacht fällt - trotz allen Beteuerungen dass in Tibet im Grunde genommen ein arides Klima herrscht - hüllt die extrem karge Landschaft in ein wunderschönes weißes Kleid. Kein Baum, kein Strauch schmückt das Hochland, Blumen, die sonst für angenehme Farbtupfer sorgen fehlen so gut wie gänzlich. Erst der Schnee scheint die Landschaft aufblühen zu lassen, erst dann modellieren sich die Bergrücken aus dem sonstigen Braun in Braun heraus und die unendliche Weite die sonst kaum begreifbar, kaum abzuschätzen ist, wird sichtbar. Das ist zugleich die große Gefahr in Tibet. Distanzen sind ausgesprochen schwer einzuschätzen, zumeist werden sie unterschätzt, was in diesem dünn besiedelten, diesem trockenen und klimatisch extremen Land schnell zum Verhängnis werden kann, zumal das Wandern auf diesen Höhen ausgesprochen anstrengend und dementsprechend langsam ist.


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Reisebericht

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Ein Reisebericht der Tour durch Zentraltibet, von Lhasa über Namtso und Shigatse bis nach Kathmandu

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